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Ein teuflischer Pakt


2009 год. 23 августа
Suddeutsche Zeitung
Автор: Daniel Brössler

Ein Kommentar von Daniel Brössler

Das Trauma des Hitler-Stalin-Pakts hat Deutschen und Russen eine gemeinsame Verantwortung auferlegt. Doch Russland leugnet seine Mitverantwortung für die Vernichtung Polens

Am 23. August 1939 schlossen die Außenminister Joachim von Ribbentrop und Wjatscheslaw Molotow für das Deutsche Reich und die Sowjetunion einen Vertrag, den kurz darauf der britische Karikaturist David Low in ein paar Strichen skizzierte.

Die Zeichnung zeigt zwei bewaffnete Uniformierte, die ihre Mützen lüften und mit höflicher Verbeugung Bekanntschaft schließen. "Der Abschaum der Erde, wie ich vermute", sagt der eine. "Der blutige Schlächter der Arbeiter, darf ich annehmen?", entgegnet der andere.

Zwischen ihnen am Boden liegt Polen. Tot.

Treffender als damals im Londoner Evening Standard ist der Pakt Adolf Hitlers und Josef Stalins seitdem nicht dargestellt worden. Die Karikatur beschreibt Zynismus und Skrupellosigkeit zweier totalitärer Großmächte, und sie symbolisiert das bis heute fortwirkende Trauma der Völker in der Mitte Europas zwischen Deutschland und Russland.

Der Hitler-Stalin-Pakt ist in der Erinnerung der Polen und der Menschen im Baltikum lebendig. Für Deutsche und Russen ergibt sich daraus eine gemeinsame Verantwortung. Auch noch 70 Jahre danach.

Sohn eines Wehrmachtssoldaten

Eine kleine Episode veranschaulicht das. Vor zwei Jahren eskalierte zwischen Russland und seinem kleinen Nachbarn Estland ein Streit über ein Denkmal im Zentrum von Tallinn. Es war errichtet worden zu Ehren der sowjetischen Befreier der Stadt und sollte nach dem Willen der estnischen Führung auf einen Friedhof versetzt werden. Das Denkmal hatte Anstoß erregt, denn die Sowjets sind im Gedächtnis der Esten Besatzer mindestens ebenso gewesen wie Befreier.

Damals meldete sich Altbundeskanzler Gerhard Schröder zu Wort. Es sei "stil- und pietätlos, wie in Estland mit dem Gedenken an junge russische Soldaten umgegangen wird, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus verloren haben", beklagte er.

Hier sprach der frühere Juso, der sich schon als junger Mensch mit der Vergangenheit seines Landes auseinandergesetzt hat. Es sprach der Sozialdemokrat, der sich als Staatsmann stets zur Verantwortung der Deutschen für die Verbrechen der Nationalsozialisten bekannt hat.

Die Esten aber hörten einen anderen. Sie hörten den Sohn eines Wehrmachtssoldaten, der Opfer von Nazis wie Sowjets nun über Gut und Böse im Zweiten Weltkrieg belehrte. Und sie hörten den Vertreter eines deutsch-russischen Pipeline-Projekts.

Das historische Gepäck reist immer mit

Das Beispiel zeigt: Es genügt nicht, wenn die Deutschen glauben, mit sich und ihrer Geschichte im Reinen zu sein. Wenn sie als Partner Russlands durch Europa reisen, können sie das gemeinsame historische Gepäck nicht zu Hause lassen. Diese Last wiegt besonders schwer, weil Russland sich weigert, mit Hand anzulegen.

Im Zuge der Perestroika hatte der Volksdeputiertenkongress zwar 1989 die Existenz des bis dahin geleugneten Geheimen Zusatzprotokolls zum Nichtangriffspakt eingeräumt, in dem Nazis und Sowjets Polen und das Baltikum untereinander aufgeteilt hatten.

Unter den Präsidenten Wladimir Putin und Dmitrij Medwedjew aber hat sich die offizielle russische der sowjetischen Geschichtsschreibung wieder angenähert. Militärhistoriker wie Oleg Rscheschewskij werten den Nichtangriffsvertrag von 1939 als taktisches Manöver, das ein zu frühes Heranrücken der deutschen Truppen an sowjetische Städte wie Leningrad verhindert und so letztlich einen deutschen Sieg vereitelt habe.

Ganz so wie einst wird der Pakt mit dem Teufel in Moskau als schlauer Schachzug gewertet, erzwungen von der Feindseligkeit der Westmächte gegenüber Moskau und ihrer Nachgiebigkeit gegenüber Deutschland beim Münchner Abkommen von 1938.
Воспроизводится по: http://www.sueddeutsche.de/politik/687/485117/text/
Теги: Пакт Молотова - Риббентропа, Публикации в СМИ (журналы, газеты)

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